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1. Das Deutsche Reich - S. 11

1905 - Berlin : Mittler
11 Es sind: Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich-Ungarn, Rußland und Dänemark. Diesen schließen sich an im Norden bezw. Nordwesten : Schweden, Norwegen und England, die durch schmale Meeresteile mit unserem Yaterlande mehr verbunden, als von ihm getrennt sind. Die Pyrenäen- und Balkanhalb- insel stehen zwar in nicht so inniger Verbindung mit dem deutschen Reiche wie Italien, das nur durch die kleine Schweiz und durch die verhältnismäßig wegsamen österreichischen Alpen- gebiete getrennt ist, helfen jedoch den zweiten Staatenring bilden, der Deutschland in weitem Bogen umspannt. So hat wie kaum ein anderes Land Deutschland eine zentrale Lage; es bildet daher auch das wichtigste Durch- gangsgebiet für den europäischen Handel und Verkehr. Welche wirtschaftlichen Nachteile und Vorteile ergeben sich für Deutschland ans der zentralen Lage? Ein Blick in die Blätter der Weltgeschichte lehrt uns, wie Deutschland fast in jedem Jahrhundert der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, der Tummelplatz fremdländischer Heeresmassen gewesen. Aus fast auen Himmelsgegenden ergossen sich kulturfeindliche Völkerströme in die deutschen Gaue. Aus dem Osten brausten gleich einem gewaltigen Un- gewitter nacheinander die wilden Horden der Hunnen, die räuberischen Magyaren und die heidnischen, barbarischen Slawen in das Land, alles vernichtend mit Feuer und Schwert. Von Norden kamen die Schweden, von Westen die Franzosen und beteiligten sich an dem unseligen Religions- kampf, der in dreißigjähriger Dauer die Hälfte aller Ortschaften samt ihren Bewohnern mit eisernem Besen, durch Hungersnot und Pest, vernichtete. Von ähnlicher Wirkimg für unsere Kultur waren die Schrecknisse des siebenjährigen Krieges und die tief traurigen Ereignisse der .Jahre 1806 und 1807, als wiederum französische Heere unsere Fluren zerstampften. Natürlich haben diese das Volksleben bis ins Mark treffenden Er- eignisse die wirtschaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes außerordentlich gehemmt Wie aber Deutschland durch seine zentrale Lage den vernichtenden Elementen leicht zugänglich gewesen ist, so haben in gleicher Weise auch die kulturfreundlichen Strömungen ins Land dringen können, die von den Nachbarstaaten ihren Ausgang nahmen. Und besonders in neuester Zeit, da Deutschland geeint, macht- und glanzvoll als ein Hort des europäischen Friedens dasteht, hat sich der aus seiner Mittellage erwachsende wirtschaftliche Vorteil mehr denn je bemerkbar gemacht. Statt der wilden Horden durchziehen jetzt kreuz und quer Segen und Wohlstand bringende Handels- und Verkehrsstraßen das Land, die Nachbarstaaten miteinander verknüpfend. So muß Deutschland eine vermittelnde Rohe übernehmen, wollen Frankreich und Rußland, Dänemark und Italien, Holland, Belgien und England einerseits, Österreich-Ungarn und die südöstlichen europäischen Staaten anderseits in Handelsbeziehungen treten.

2. Das Deutsche Reich - S. 102

1905 - Berlin : Mittler
— 102 — durch den Einfluß Karls des Großen gute Fortschritte. Man kannte damals schon das Pfropfen und Okulieren. Der Fort- schritt hielt jahrhundertelang an, bis der dreißigjährige Krieg den Obstbau zugrunde richtete. In den nachfolgenden Jahr- hunderten wandten ihm die deutschen Fürsten ihre Sorgfalt zu, besonders der Große Kurfürst und Friedrich der Große. Im 19. Jahrhundert wirkten zahlreiche Männer durch Wort und Schrift fördernd auf die Entwicklung desselben ein. Es entstanden mustergültige Obstplantagen und Lehranstalten. Gegenwärtig sind Staat und zahlreiche Vereine bemüht, die Obstkultur in Deutschland zu heben. Es wäre zu wünschen, daß diese Bestrebungen einen guten Erfolg hätten, da Deutschland andern Ländern gegenüber noch sehr im Rück- stände ist, und wir jährlich große Summen für Obst an das Ausland, namentlich an Österreich-Ungarn, die Schweiz, Italien, Serbien und vor allem an die Vereinigten Staaten, zahlen. Verbreitung. In allen Teilen Deutschlands wird Obstbau getrieben, und selbst in den nördlichsten Landstrichen, wie Pommern (Stettin) und Schleswig (Gravenstein), züchtet man noch gute Obstsorten. Die wichtigsten Obstbaugebiete des norddeutschen Tieflandes sind die Vierlande bei Hamburg, die Gegend von Stade (Kirschen und Zwetschen) und die Mark Brandenburg (Werder und Guben). Viel mehr verbreitet ist der Obstbau in Mittel- und Süddeutschland, wo er in den fruchtbaren, geschützten Tälern die günstigsten Vorbedingungen findet. Ganz besonders hervorgehoben zu werden verdienen der Elbtalkessel bei Dresden (Erdbeeren), das Saaletal mit seinem Zwetschenbau, das Maintal, das Neckarland, die ober- rheinische Tiefebene (Pfirsich, Kirsche, Aprikose, Walnuß), das Lahntal und Elsaß-Lothringen (Erdbeeren und Mirabellen). Bedeutung. Als Nahrungsmittel ist das Obst von ge- ringem Werte, wohl aber verdient es als gesundes, wohl- schmeckendes Volksgenußmittel die höchste Beachtung. Der fortgesetzt sich steigernde Verbrauch an rohem und getrocknetem Obst, an Fruchtweinen, Likören, Fruchtsäften und Frucht- konserven beweist, daß sich die Produkte des Obstbaues einer immer größeren Beliebtheit erfreuen. Leider hat die Obstbaum- zählung des Jahres 1900 eine überraschend kleine Zahl von Obstbäumen ergeben. Diese Tatsache läßt es als sehr dringend erscheinen, daß noch mehr als bisher Maßregeln zur Förderung des heimischen Obstbaues getroffen werden. Es ist dabei nicht außer acht zu lassen, daß ein rationeller Betrieb des Obstbaues

3. Das Deutsche Reich - S. 118

1905 - Berlin : Mittler
118 Iii. Die Industrie. Geschichtliche Entwicklung- der deutschen Industrie. Mittelalter. Die deutsehe Großindustrie, die mit ihren bewunderns- werten Leistungen und außergewöhnlichen Fortschritten unser Erstaunen wachruft, hat sich aus dem schlichten Handwerk entwickelt. Dieses aber stand schon im Mittelalter in hoher Blüte; genossen doch die Leistungen der Augsburger Tuchmacher und Nürnberger Metallarbeiter selbst im Aus- lande hohes Ansehen. 16. bis 18. Jahrhundert. Als jedoch mit dem Rückgang der deutschen Hansa der Handelsverkehr nachließ, geriet auch das Handwerk mehr und mehr in Verfall. Der dreißigjährige Krieg richtete es vollständig zu- grunde. Im 18. Jahrhundert jedoch zeigte sich im wirtschaftlichen Leben Deutschlands eine Wendung zum Besseren. Anhaltende Kriege aber, die auch in diesem Zeitraum ihre nachteiligen Wirkungen auf Handel und Gewerbe ausübten, verhinderten einen schnelleren Fortschritt. Zudem nahm die Gewerbtätigkeit eine falsche Richtung an und wandte sich nur solchen industriellen Zweigen zu, die vorzugsweise Luxusartikel, wie Glas, Handschuhe, Seidenwaren, Hüte und Porzellan, herstellten und nur bei der wohlhabenden Bevölkerung auf Abnehmer rechnen konnten. Besser stand es um die verschiedenen Zweige der Gewebeindustrie; Leinen-, Baum- woll- und Wollwaren waren begehrte Artikel im In- und Auslande. Auch Nürnberger Metallwaren fanden wieder im Auslande Beachtung, und die Schwarzwälder Uhren fingen an, im Ausfuhrhandel Deutschlands eine Rolle zu spielen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigte sich dank der Fürsorge Friedrichs des Großen ein schnellerer Fort- schritt im wirtschaftlichen Leben. Der Bau von Straßen und Kanälen, die Einrichtung von Kreditanstalten, die Einwanderung von Land- wirten und Gewerbetreibenden förderten Landwirtschaft, Handel und Industrie. Ii). Jahrhundert. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts erlitt der neu einsetzende wirtschaftliche Aufschwung Deutschlands wieder eine, jedoch nur vorübergehende, Störung durch die von Napoleon I. heraufbeschworenen Kriegsstürme. Die im Jahre 1810 eingeführte Gewerbefreiheit machte die Bahn für die ungehinderte Entwicklung der deutschen Industrie frei. Diese vollzog sich anfangs nur schüchtern und langsam; aber die langjährige Friedenszeit, die wirtschaftliche Einigung Deutschlands durch Grün- dung des deutschen Zollvereins im Jahre 1834 und die Einführung des Maschinenbetriebes brachten sie in ganz gewaltigem Maße zur Ent- faltung. Als dann im Jahre 1871 die nationale Einigung erfolgte, erwachte auf allen Gebieten des wirtschaftlichen Lebens ein ungeheurer Unternehmungsgeist. Die kapitalkräftige deutsche Industrie machte riesige Fortschritte und wagte es, auf dem Weltmarkt den Wettkampf mit den hochentwickelten Industrien der englischen, französischen und nordameri- kanischen Nation aufzunehmen. Dieser jahrelange Kampf hat alle Welt davon überzeugt, daß die deutsche Nation auf industriellem Gebiete allen andern ebenbürtig zur Seite steht, und daß England die größten An- strengungen zu machen hat, wenn es nicht von Deutschland überflügelt •werden will.

4. Das Deutsche Reich - S. 136

1905 - Berlin : Mittler
136 burg zur Hebung desselben blieb nicht ohne Erfolg. Der Niedergang der Schiffahrt auf der unteren Oder, durch Streitigkeiten zu ischen Stettin und Frankfurt herbeigeführt, brachte nicht nur eine Steigerung der Elbschiff- fahrt mit sich, sondern rief auch einen regen Verkehr zwischen Breslau und Hamburg hervor. Gefördert wurden diese Beziehungen durch den Bau des Müllroser Kanals. Friedrich der Große schuf durch Finow- und Plaueschen Kanal eine zweite Verbindung zwischen Oder und Elbe. Gleichwohl trat in der Friderizianischen Zeit wegen Einführung hoher Zölle wieder ein Rückgang in der Elbschiffahrt ein, der eine vollständige Verwilderung der Elbwasserstraße im Gefolge hatte.. Doch das 19. Jahr- hundert brachte, wenn auch allmählich, eine dauernde Besseruno; für den Elbverkehr. Einschränkimg imd schließliche Abschaffung der Elbzölle, Verbreite- rang und Vertiefung der Fahrrinne, Entfernung störender Krümmungen und vor allem das Aufkommen der Eisenbahnen, die mit den Wasser- straßen in Konkurrenzkampf traten, führten die Elbschiffahrt, namentlich in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, zu hoher Entwicklung. Die Elbe ist heute die zweitwichtigste Binnenwasserstraße Europas. Im Jahre 1901 betrug das Gewicht der zu Berg und zu Tal auf der Oberelbe bei Hamburg beförderten Güter rund 5,2 Mill. Tonnen. Die O (1er Schiffahrt. Die Oder ist in ihrer Entwicklung als Schiffahrtsstraße Rhein und Elbe gegenüber sehr zurückgeblieben. Die Bemühungen um die Ver- besserung der Oderschiffahrt lassen sich zwar bis in das 14. Jahrhundert verfolgen, waren aber besonders deshalb von geringem Erfolge begleitet, weil beständige Zollreibereien einen geregelten Oderverkehr nicht aufkommen ließen. Die Anlage des Müllroser Kanals durch den Großen Kurfürsten förderte zwar die Verkehrsbeziehungen zwischen Breslau und Hamburg, bewirkte aber gleichzeitig einen vollständigen Rückgang der Oderschiffahrt von Frankfurt abwärts. Der Übergang Pommerns und Schlesiens in preußischen Besitz und die unermüdliche Tätigkeit Friedrichs des Großen für Hebung der Binnen- schiffahrt seines Landes brachten eme wesentliche Förderung der Oder- schiffahrt diu'ch die Anlage des Finowkanals, sowie durch vollständige Beseitigimg der Flußzölle. Der von ihm zur Hebung des oberschlesischen Bergbaues geplante Klodnitzkanal konnte wegen Geldmangels erst viel später in Angriff genommen und 1812 dem Verkehr übergeben werden. Die begonnenen Regulierungsarbeiten der Oder gerieten mit dem Tode Friedrichs des Großen ins Stocken und weisen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts keine wesentlichen Fortschritte auf. Die Konkurrenz der Eisenbahnen brachte um die Mitte des 19. Jahr- hunderts einen bemerkenswerten Rückgang der Oderschiffahrt, Avas die interessierten Kreise zu dem Entschlüsse führte, eine Regulierung der Oder auf breiter Grundlage durchzuführen. Mitte der 60er Jahre wurde das Werk energisch in Angriff genommen, das einen Kostenaufwand von rund 40 Mill. Mark erforderte und das unter anderen notwendigen Ver- besserungeu die Kanalisierung der Oder von Kosel bis zur Neißemündung und den Bau des Großschiffahrtsweges bei Breslau brachte. 1897 war das Werk vollendet und damit der Verkehr für Schiffe von 470 Tonnen bis Kosel geschaffen.

5. Das Deutsche Reich - S. 137

1905 - Berlin : Mittler
— 137 - Die Kaualsciiifltalirt. Während die alten Kulturvölker eifrig bemüht waren, Kanäle zur Verbindung der Flüsse ihres Landes zu bauen, hat Deutschland weder im Altertum noch im Mittelalter bedeutendere Leistungen auf dem Gebiete des Kanalbaues aufzuweisen. Der Plan Karls des Großen, die Donau mit dem Main zu verbinden, mußte wegen des Mangels geeigneter technischer Mittel aufgegeben werden. Der Stecknitz-Kanal. Wenn man von den Schleusenanlagen in der Saale im Jahre 1306 absieht, dann muß man als die erste künstliche Wasserstraße in Deutschland und zugleich in Europa den Stecknitz-Kanal ansehen. Er wurde auf Anregung der Hansastadt Lübeck ziun Zwecke einer binnenländischen Verbindung zwischen Nord- und Ostsee um das Jahr 1400 angelegt. Durch die Erbauung des Elbe-Trave-Kanals (1895—1900) erreichte die Stecknitzfahrt ihr Ende. Im 17. und 18. Jahrhundert. Wichtigere Kanalbauten haben in Deutschland vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum 18. Jahrhundert nicht stattgefunden, abgesehen von dem Friedrich-Wilhehns-Kanal, der zwar schon von Joachim Ii. von Brandenburg geplant, aber erst von dem Großen Kurfürsten zur Ausführung (1662—1668) gelangte. In diesem Zeitraum zeigte sich im Gegensatz zu Deutschland in Frankreich, Holland, Schweden und selbst in Bußland ein reges Interesse für die Anlage von Schiffahrtskanälen. Im 18. Jahrhundert kam dann aber, namentlich unter Friedrich dem Großen, welcher der Entwicklung der Binnenschiffahrt seines Landes große Sorgfalt zuwandte, der deutsche Kanalbau etwas mehr in Fluß. Plauescher-, Bromberger- und Finow-Kanal wurden unter seiner Begierung vollendet. Der oben erwähnte Klodnitzkanal wurde erst unter Friedrich Wilhelm Iii. dem Verkehr übergeben. Im 19. Jahrhundert. Es trat nun wieder ein längerer Stillstand in Deutschland ein, während gerade in Frankreich und Großbritannien der Kanalbau einen großen Aufschwung nahm. In Frankreich entstanden damals die beiden, erst später für Deutschland wichtigen, Bhein-Bhone- und Rhein-Marne-Kanal; ersterer wurde 1834, letzterer 1853 vollendet. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte für Deutschland nur eine Kanalanlage, den Ludwigskanal, der von 1836 bis 1845 zur Ver- bindung der Donau mit dem Main gebaut wurde. Dieser Kanal ist wegen seiner geringen Tragfähigkeit, seiner großen Anzahl von Schleusen den modernen Verkehrsansprüchen nicht gewachsen, weshalb man seinen Umbau zu einem Großschiffahrtswege zwischen Donau und Bhein ins Auge gefaßt hat. Im fünften, sechsten und siebenten Jahrzehnt kamen nur der Ober- ländische und der Saar-Kanal zur Ausführung. »Wenn auch der erstere keine große Bedeutung für die Schiffahrt hat und fast ausschließlich für land- und forstwirtschaftliche Zwecke benutzt wird, so verdient er doch insofern Erwähnung, als hier zum ersten Male in Europa zur Über- windung größerer Höhenunterschiede nach amerikanischem Muster geneigte Ebenen für den Schiffsbetrieb zur Anwendung gekommen sind.« (Schwabe.) In den letzten 30 Jahren sind, ganz abgesehen vom Kaiser Wilhelm- Kanal,*) der als Seekanal hier nicht in Betracht kommt, mehrere wichtige, künstliche Binnenwasserstraßen entstanden, nämlich: Siehe S. 149.

6. Das Deutsche Reich - S. 146

1905 - Berlin : Mittler
146 — Von da ab wußten sich Venedig und Genua die Vorherrschaft im Handel mit dem Orient zu verschaffen und Konstantinopel die Vermittlerrolle zu entreißen. An Stelle der Donaulinie kamen die Alpenstraßen über den Brenner, Julier und Septimer zu großer Bedeutung. Die Hansa. Ahnlich wie auf dem Mittelmeer entwickelte sich ein reges Handels- und Verkehrsleben auf der Ostsee. Im Ib. und 14. Jahr- hundert lag der Ostseehandel vollständig in den Händen der Hansa, eines Städtebundes, der zur Sicherung gemeinsamer Handels- und Seefahrts- interessen geschlossen wurde. Die Führerin dieses mächtigen Bundes, der seine Handelsbeziehungen nach Kußland, Polen, Dänemark, Schweden und Norwegen, England, den Niederlanden und später auch nach dem Süden ausdehnte, war Lübeck. Die Hansa wurde mit der Zeit so mächtig, daß sie Kriege führen konnte, und Könige sich um ihre Gunst bewarben. Zur Blütezeit der Hansa war Deutschland nicht nur politisch der mächtigste Staat Europas, sondern zugleich auch der erste Handelsstaat. 16. bis 18. Jahrhundert. Während die westeuropäischen Staaten infolge der Entdeckung Amerikas und des Seeweges nach Ostindien zu hoher Blüte gelangten, begann der allmähliche Verfall des deutschen Außenhandels. Die Macht der Hansa wurde durch die aufstrebenden Seestaaten und durch innere Zwistigkeiten gebrochen. Ein Handels- gebiet nach dem andern ging ihr verloren. Auch der süddeutsche Handel wurde lahmgelegt, verloren doch Venedig und Genua mit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien ihre Bedeutung für den Handel mit dem fernen Orient. Mit dem Bückgange auf kommerziellem Gebiete war der Zerfall Deutschlands auf politischem Gebiete verbunden. Die Auflösung in machtlose Kleinstaaten und religiöse Streitigkeiten be- siegelten seine Bedeutungslosigkeit für Weltpolitik und Welthandel. Deutsch- land bildete nur noch einen Schatten seiner einstigen Größe. Der dreißig- jährige Krieg richtete vollständig zugrunde, was noch übrig geblieben war. Landwirtschaft, Gewerbe, Bergbau und Bürgertum waren vernichtet. Im 18. Jahrhundert macht sich endlich wieder eine allmähliche Besserung in den wirtschaftlichen Verhältnissen Deutschlands bemerkbar. Die industrielle Produktion fängt an sich zu heben, und mit ihr wird eine mehr und mehr zunehmende Ausfuhr an Lernen, Tuchen, Metallwaren, Schwarzwälder Uhren und Nürnberger Kurzwaren möglich. An Stelle der Ostsee erlangt die Nordsee und mit ihr Hamburg und Bremen mehr und mehr Bedeutung für den deutschen Seehandel und für die Einfuhr an Kaffee, Tee, Reis, Zucker, Tabak und anderen ausländischen Waren. Während die genannten Seestädte die Einfuhr nach Norddeutschland vermittelten, versorgte Holland Süddeutschland mit Kolonialprodukten. Die zweite Blütezeit des deutschen Welthandels. Nach der Los- reißimg der englischen Kolonien vom Mutterlande im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts entstand durch Vermittlung Hamburgs und Bremens bald ein reger Handelsverkehr zwischen Deutschland und der nordameri- kanischen Union. Derselbe erfuhr- aber durch die von Napoleon I. ver- hängte Kontinentalsperre eine jähe Unterbrechung, und für längere Zeit war der deutsche Außenhandel lahmgelegt. Allerdings hielt sie auch die englische Konkurrenz fern, was für die Entwicklung der deutschen Industrie von großem Vorteil war. Als dami die früheren Beziehungen zum Aus- lande durch die Vermittlung der Hansastädte wieder in Fluß kamen, er- wies sich die deutsche Industrie auf den verschiedensten Gebieten sehr

7. Das Deutsche Reich - S. 152

1905 - Berlin : Mittler
152 Straße von Mitteleuropa über Kleinasien zum Persischen Meere und der Weg von Westeuropa über Moskau nach Ostasien. Der Weg von der Donau über Konstantinopel nach Baßra am Persischen Meere wird uns von der Benutzung des unter englischem Einflüsse stehenden Suezkanals freimachen. Er bildet aber auch den größten Teil der direkten Straße aus dem Herzen Europas nach jenen Ländern des fernen Orients, die als Rohstofflieferanten wie auch als Abnehmer europäischer Waren von höchster Bedeutung sind. Durch den Bau der Bagdadbahn, den sich deutscher Unternehmungsgeist und deutsches Kapital zur Aufgabe gemacht haben, soll die Ver- bindung zwischen Konstantinopel und Baßra hergestellt und jene alte Völkerstraße wieder zu Ehren gebracht werden, auf der sich vor Jahrtausenden der Verkehr zwischen Europa und Ostindien bewegte. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß die alte Donaustraße aus Deutschland gleichsam hinweist nach dem Südosten, zum Euphrattal, zum Indischen und Großen Ozean. Die Straße von Westeuropa über Moskau nach Ost- asien mit einer Länge von rund 11000 km ist die zweite Überlandroute, die als Welthandelsstraße mit Vollendung der sibirischen Bahn für Deutschland einen hohen Wert erlangt hat. Für den Transport von Massengütern aus Deutschland nach Ostasien wird sie wohl kaum jemals in Frage kommen, da diese stets den billigeren Seeweg wählen werden; aber durch die Beförderung der Post, der Personen und wertvoller Güter wird sie von internationaler Bedeutung sein. 2. Die deutsche Handelsflotte. a. Entwicklung'. Deutschland durchlebt jetzt die zweite Blütezeit seines Welthandels. Wie einst Venedig das Mittelmeer, so beherrschte vom 13. bis 15. Jahr- hundert die deutsche Hansa mit ihrer gewaltigen Handelsflotte Nord- und Ostsee. Sie war mit der Zeit zu einer solchen Machtfülle gelangt, daß sie aus einem Krieg mit dem Dänenkönig Waldemar siegreich hervorging. Doch gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann der Stern der Hansa zu sinken. Zahlreiche Feinde, innere Zwistigkeiten führten den vollständigen Verfall herbei. Während die westeuropäischen Mächte infolge der großen Entdeckungen am Ende des 15. Jahrhunderts schnell emporblühten, sank der deutsche Seehandel zur Bedeutungslosigkeit herab. Nur Hamburg, Bremen und Lübeck wußten sich den neuen Zeitverhältnissen anzupassen und einen gewissen Anteil an dem Welthandelsverkehr zu sichern. Doch auf den Schutz eines Deutschen Reiches konnten sie nicht rechnen. Deutschland war während des 16. und 17. Jahrhunderts der Schauplatz religiöser und politischer Wirren und so zu Ohnmacht und wirtschaftlichem Verfall verurteilt.

8. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 146

1908 - Berlin : Süsserott
— 146 — dieser Bahn veranlaßte Rußland zur Besetzung der Mandschurei und wurde somit die Veranlassung zum russisch-japanischen Kriege, der Rußlands Einfluß im fernen Osten vernichtet und zur Rückgabe der Mandschurei — bis auf die Bahn — an China geführt hat. Der Handel mit Europa liegt in der Hauptsache in den Händen englischer und deutscher Häuser, die in allen größeren Plätzen Handelsniederlassungen haben. Dagegen müssen sich dieselben für den Absatz in China der einheimischen Kaufleute bedienen. Er- schwert wird der Handel mit europäischen Waren durch die immer noch bestehenden Binnenzölle, die aber wohl trotz des Widerstandes der Vizekönige in absehbarer Zeit fallen dürften. Den größten Ein- fluß haben heute nicht mehr die europäischen Staaten, sondern neben den Japanern die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Stelle die Hauptartikel der Ausfuhr zusammen! (1906: 855 Mill. M.) Eingeführt werden Baumwollwaren (für etwa 400 Mill. M), Opium (100 Mill. M), Reis (60 Mill. M), Zucker, Petroleum, Metalle und Metallwaren, Kohlen (1906 im ganzen für 1,4 Milliarden M). Den Löwenanteil an der Einfuhr hat Großbritannien. Auf Deutsch- land, dessen Handelsverkehr mit China in den letzten 10 Jahren sich nicht unwesentlich gesteigert hat, entfiel 1906 eine Ausfuhr von China im Werte von 57 Mill. M, hauptsächlich Gold, Borsten, Bett- federn, Tee, Rindshäute, Rohseide, während die Einfuhr nach China hauptsächlich Anilin, Nähnadeln, Woll- und Baumwollwaren, Ma- schinen, Tuche, Eisenwaren, Kupfer und Pulver im Werte von 68 Mill. M umfaßte. Ii. Japan. A. Allgemeines. Das Kaiserreich Japan umfaßt die Kurilen, die eigentlichen Japanischen Inseln, von denen Jeso, Nippon, Schikoku, K i us chu die größten sind, die Lutschu-Inseln, die im Kriege mit China (1894/95) erworbene Insel For mosa und die Pescadores- Inseln, zusammen 417 389 qkm mit 50 Mill. Einwohnern. Der Frieden von Portsmouth (1905) vergrößerte Japan um die Südhälfte von Sachalin, machte aus Korea eine japanische Provinz und stellte

9. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 70

1908 - Berlin : Süsserott
Rußland. A. Allgemeines. i. Größe, Lage, Begrenzung. Das Kaisertum Rußland umfaßt den ganzen Osten Europas und ist an Bodenfläche allein in Europa fast zehnmal größer als das Deutsche Reich (5 317 000 qkm). Mit seinen asiatischen Besitzungen (Sibirien, Kaukasien, Zentralasien und dem „fernen Osten") dehnt es sich von der deutschen Grenze bis zum Stillen Ozean aus und ist damit das größte zusammenhängende Ländergebiet der Erde (21 847 000 qkm). Seine Bevölkerung beträgt im europäischen Rußland (eigentliches Rußland, Polen und Finnland) 105,5 Mill., d. h. noch nicht doppelt soviel wie Deutschland, ins- gesamt rund 128 Mill. Seine Lage ist eine äußerst ungünstige. Von den großen Straßen des Weltverkehrs weit entfernt, gleicht es einem unbeholfenen ge- fesselten Riesen. Zwar grenzt es an vier Meere; doch ist eines davon, das Kaspische Meer, wenn auch von großer Bedeutung für den Verkehr Rußlands mit seinen zentralasiatischen Besitzungen und dem benachbarten Persien, nur ein Binnenmeer. Zwei andere, die Ostsee und das Schwarze Meer, sind nur die äußersten Ausläufer wichtiger Meere. Zudem befinden sich die Ausgänge in fremder Hand. (Die Dardanellen dürfen ohne Genehmigung der Türkei nur von russischen Handelsschiffen passiert werden!) Das Eismeer endlich, das einzige offene Gewässer, ist die Hälfte des Jahres zu- gefroren. So ist das Bestreben Rußlands, an das Weltmeer zu ge- langen, ebenso verständlich wie die Eifersucht Englands und Japans natürlich. (Korea, Rußlands Vordringen durch Persien, Bedrohung Indiens!) Die Landgrenze — nach der Karte anzugeben! — weist auf den Verkehr mit dem Deutschen Reiche hin, da die wirtschaft- lichen Verhältnisse der benachbarten Teile Österreich-Ungarns und

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 368

1913 - Leipzig : Hahn
368 Ich befand mich, so erzählt der spätere Konteradmiral Werner, als Flaggleutnant auf der „Gefion". Bei unserer Kreuztour kamen wir auch nach Rio de Janeiro und wurden, wie dies bei Besuch ausländischer Häfen durch Kriegsschiffe allgemein Sitte ist, von den Spitzen der Behörden zu Festlichkeiten eingeladen. Bei einem feierlichen Mittagessen hatte ich das Vergnügen, einen hohen, reich mit Orden geschmückten Regierungsbeamten als Tischnachbar zu bekommen, mit dem ich mich auf das angenehmste unterhielt. Plötzlich wurde meinem patriotischen Stolze ein bedeutender Dämpfer aufgesetzt, als jener im Laufe des Gespräches die Frage an mich richtete: „Sagen Sie einmal, verehrter Herr, liegt Preußen eigentlich in Hamburg?" Zuerst schaute ich ihn ganz verblüfft an; da ich aber bemerkte, daß er in vollem Ernste sprach und mir zugleich einfiel, daß man an brasilianische Regierungsbeamte nicht den Maßstab allgemeiner Bildung legen könne wie an deutsche, so erwiderte ich ebenso vertraulich: „Nun, nicht gerade darin, aber ganz nahe bei." Das Gespräch war damals für unsere deutschen Verhältnisse charakte- ristisch; Hamburg kannte man in Brasilien sehr gut, seine Schiffe erschienen häufig genug in den dortigen Häfen, und auch von Bremen wußte man etwas, aber von Preußen und dem übrigen Deutschland selbst in den ge- bildeten Kreisen wenig oder nichts; seine Handelsschiffe kamen damals nicht über das Mittelmeer hinaus. Wie hat sich das in den 50 Jahren geändert! Wo gibt es ein Land, und läge es im fernsten Winkel der Erde, in dem jetzt nicht die deutsche Flagge gekannt, geachtet und gefürchtet wäre? Dank unserer Flotte weiß man jetzt, daß Deutschland die Macht besitzt und gewillt ist, seine Flagge und seine Untertanen zu schützen und vor jeder Unbill zu bewahren. Mit dem Jahre 1864 fiel mit Holstein der Hafen von Kiel, der sicherste, geräumigste und tiefste der Ostsee, an Preußen, und nach und nach wurde auch der Kriegshafen am Jadebusen, den Preußen schon seit 1854 besaß, ausgebaut. Als Preußen auf den böhmischen Schlachtfeldern die Einigung Norddeutschlands errungen hatte, da brachte es dem Nord- deutschen Bunde eine Marine als Morgengabe mit, die bereits der dänischen überlegen war. Aber der neue Bund überzeugte sich bald, daß diese Macht noch lange nicht ausreichend war, um unsere Küsten gegen feindliche Landungen und Blockaden sowie unsern Seehandel genügend zu schützen, und beschloß daher, ungesäumt ihre Vergrößerung zu veranlassen. Als 1870 der ftanzösische Krieg ausbrach, durfte zwar die deutsche Marine den vierfach überlegenen Blockadeflotten Frankreichs nicht in offener See begegnen, aber sie verhinderte doch jede feindliche Landung und Brand- schatzung unserer Küstenstädte. Nach dem Frieden waren Wilhelmshaven und Kiel zur Aufnahme und Reparatur der großen Schiffe fertig geworden, und das Deutsche Reich, das die Marine übernahm, sorgte dafür, daß mit der Vergrößerung der Flotte energisch vorgegangen wurde.
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